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Die kleine Geschichte unseres Piratenstücks

Jede gute Piratenstory beginnt auf einem Schiff und mit einer Bande verlauster Seeratten, die nur „Aye!“ und im besten Fall „Aye! Aye!“ sagen können, Holzbeine, Augenklappen und Hakenhände tragen und nach Rum und Grog stinken…

Allerdings ist das keine Piratenstory. Es ist die Story, wie eine Piratenstory entstehen wird. Deswegen beginnt sie auch nicht auf einem Piratenschiff, sondern bei einem Germeringer Italiener im Biergarten. Und die Protagonisten sind auch keine verlausten, gliedervermissenden Piraten, sondern gutaussehende und wohlriechende Theatermacher. Zumindest waren sie es damals, im Jahre 2004, als Wachen! Wachen! gerade glorreich beendet war und unbändiger Tatendrang in uns keimte. „Wir könnten doch mal Monkey Island machen!“ Wir könnten doch mal Monkey Island machen. Monkey Island! MONKEY ISLAND!!! OOHH MEEIN GOTT!!!! MONKEY ISLAND!!! Tja, sorry, aber Monkey Island wird’s nicht! Aber dazu später!

Die Botschaft verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Menschenmassen belagerten uns tagtäglich. Tausende Emails landeten in unseren Mailboxen. „Wann kommt endlich Monkey Island?“ Na gut. Ganz so war es nicht, aber es hat sich ein wenig so angefühlt. Erst mal begannen wir ganz vorne. Erst mal die Spiele noch mal durchspielen, und dieses Mal Notizen machen. Rumspinnen. Wie sähe die Bühne aus? Wer wäre für welche Rolle perfekt? Schwarzbart begann mit dem Schreiben, CaptainP begann zu korrigieren. Mehrere Fassungen entstanden, und jedes Mal entfernten wir uns ein Stückchen mehr von Monkey Island. Ach, als hätten wir es damals gewusst. Während des kreativen Prozesses mussten wir uns natürlich auch um Organisatorisches kümmern. Punkt 1 auf der Liste: Rechte besorgen! Vorab: Wir haben keine Absage bekommen!

Erster Versuch per Telefon:. Eine so genannte Vertretung von LucasArts in Deutschland, die es bald darauf übrigens nicht mehr gab, war total angetan von unserer Idee. „Das ist ja voll super!“, freute sich der Mann am anderen Ende der Leitung. „Leider kann ich Ihnen da rechtlich nicht weiterhelfen, aber, unter uns, macht das doch einfach!“ Es einfach zu machen, war uns zu unsicher. Aber wenn die deutsche Vertretung uns nicht weiterhelfen kann, dann packen wir das Problem bei der Wurzel und schreiben ein paar Briefe in die USA. Ein paar Monate vergingen. Unterdessen war der kreative Prozess schon gut voran gegangen. Das Stück war zum ersten Mal komplett fertig geschrieben und wurde dem RTG – Ausschuss zur Einsicht gegeben. Ein Vorstandsmitglied erklärte kritisch, er habe sich „ähnlich unterhalten gefühlt wie bei Fluch der Karibik 2“, worauf Schwarzbart schuldbewusst versprach, das Stück komplett zu überarbeiten und insgeheim überlegte, ob er das Script vielleicht an Disney schicken sollte. Die Zeit verging. Wochen, Monate, Jahre. Briefe aus Germering wurden in die USA geschickt, aber die Legal Abteilung von Lucas Arts wollte keine Brieffreunde aus Deutschland. Sie ignorierten die von CaptainP liebevoll geschriebenen Anfragen, kaltherzig und schamlos, und antworteten uns nicht. Und während weitere Monate vergingen, die Protagonisten alterten und nicht mehr so viel Zeit zum Spinnen hatten, Studien beendet wurden und auf irgendeiner ToDo-Liste bei Lucas Arts der Schriftzug „RTG Germany Answer“ bereits verblasste, schlief die Idee von Monkey Island als Bühnenstück ein wenig ein. Aber sie schlief nur, sie war nicht tot…

Dann, vor gar nicht allzu langer Zeit der Hammer: Disney kauft LucasArts. Vielleicht arbeitet ja bei denen jemand in der Legal Abteilung! CaptainP wartete nicht mal ab, bis die neue Legal Department Tante ihre Familienfotos an ihre Bürowände gehängt hatte. Ein Brief, voller Herzblut und Unterwerfung muss auf ihrem neuen Mahagoni-Tisch gelandet sein. Hat sie ihn gelesen? Hat sie ihn ausversehen weggeworfen? Hat ihr Hund ihn gegessen? Wir werden es nie erfahren. Weder Lucas Arts noch Disney wollte uns antworten. Sollten wir jetzt warten, bis Facebook Disney aufkauft und dann die noch mal anschreiben?

„Nein!“, sagte CaptainP, und Recht hatte er. Es reicht. Genug! Monkey Island passiert nicht. Findet euch damit ab! Aber: Andere Piraten haben auch schöne Geschichten. Und deshalb werden wir eine eigene Geschichte schreiben, ein komplett eigenes Stück, das nur dem RTG gehört und wenn Disney eines Tages die Filmrechte daran haben will, werden wir ihre Briefe genauso angemessen ignorieren. Aber bis dahin soll noch eine ganze Zeit vergehen. Jetzt freuen wir uns, mit euch zusammen das große Spinnen wieder aufzunehmen. In diesem Sinne, liebe Crew: „Klar zum Entern!“