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Und wir eröffnen die nächste Kategorie!

Wie sich bereits rumgesprochen hat, dauert es ja noch ein bisserl, bis ihr in den Genuss kommt, euch unser Eventtheaterstück reinzuziehen. Auch die Beitragslage in diesem Blog ist noch ausbaufähig… weshalb wir euch natürlich ein paar Anregungen geben wollen, was ihr mit eurer Zeit so anfangen könnt wenn hier grad nichts los ist – und wobei ihr trotzdem voll verpiratet werdet 🙂

Heute also unser erster Buchtipp:

1922-captainblood-cover

Rafael Sabatini, „Captain Blood“

Auf der Suche nach Literatur über Piraten wird man zwangsläufig über dieses Buch stolpern. So ging es auch mir, als ich vor einem Jahr die Sammlung piratenbezogener Dinge etwas ausbauen wollte. Bei den freundlichen Amazonen in der Originalsprache bestellt erhielt ich ein Hefterl, das den Namen „Buch“ wohl kaum verdient – aber Captain Blood gibt es hier für wenig Geld als „Print-on-demand“. Seither stand das gute Stück bei den anderen Büchern im Regal und harrte der Zeit, wenn ich mich endlich wieder richtig in das Thema reinbeißen würde. So geschehen vor einigen Wochen, als der Start dieses Blogs endlich auf den Weg gebracht werden sollte. Und wie es der Zufall will, wurde Blood das erste Buch auf meiner Leseliste…

Und es war fantastisch!

Übertreibe ich? Vielleicht ein bisschen, aber ganz ehrlich: Es war ein hochkarätiges Lesevergnügen!

Jetzt muss ich nur noch erklären, warum: Captain Blood ist alt – also nicht der Titelheld sondern das Buch. Sabatini schrieb es 1922! Doch es ist der wunderbare Beweis, dass das Piratengenre sich über die letzten knapp hundert Jahre nicht wirklich verändert hat. Alles, was für uns zu einer guten Piratengeschichte gehört, ist in dem Buch zu finden: Miese Kolonialherren, piratenfreundliche Gouverneure und ihre liebreizenden Töchter, herrlich abenteuerliche Seeschlachten, gewitzte Pläne zur Einnahme feindlicher Forts… immer und immer wieder kommen einem Dinge unweigerlich bekannt vor, weil man sie aus neueren Piratengeschichten so gut kennt. Moment – werdet ihr sagen – wenn ich das alles kenn ist es doch total langweilig… Nein. Ist es nicht. Erstens spürt man auf jeder Seite, dass hier nicht zum fünfundzwanstigsten Mal die gleiche Idee geklaut wurde, sondern hier echte Einfälle des Authors zu lesen sind. Und zweitens trägt der wunderbare Hauptcharakter die Handlung so gekonnt unterhaltsam, dass auch kleine Längen gerne verziehen werden.

Captain Blood – der eigentlich Doctor Blood ist – will kein Pirat werden. Er wird es, da im Unrecht und Unglück passiert. Dass er dabei aber alles was er tut so unglaublich trocken und so herrlich ironisch kommentiert macht einfach nur Laune! Er ist – wie wir heute sagen würden – eine coole Sau! So erklärt er dem gerade erwachten spanischen Kapitän der gerne Wissen möchte wer da auf seinem Schiff in seiner Kleidung vor ihm steht mit rührender ärztlicher Führsorge dass er wohl im Delirium ist – schließlich ist es Bloods Schiff und seine Kleidung. (und erst drei Sätze später erlaubt er sich zu erwähnen, dass seine Aussage erst seit ein paar Stunden wahr ist.) Ein anderesmal sieht sich Blood in einer aussichtslosen Konfrontation mit einem spanischen Admiral dessen Bruder und Neffen er an Bord hat. Kurzerhand bindet er den Bruder vor die nächste Kanone und erklärt dem Neffen er möge seinem Onkel berichten das alles in Ordnung sei und dieser sie ziehen lassen sollte. Käme es nämlich zu Kampfhandlungen sehe er sich gezwungen das Feuer mit eben jener Kanone zu eröffnen. Gemein aber unglaublich cool! Lediglich die unweigerliche Liebesgeschichte zieht sich etwas, auch wenn sie dafür letzendlich nicht lange breit getreten wird.

Jedem, der ganz dringend Lesestoff benötigt und sich ein bisserl in die Piratenwelt einfinden möchte sei „Captain Blood“ ans Herz gelegt. Ich fand es toll!

Und: Es gibt eine Verfilmung von 1935 die wir natürlich an einem Piratenfilmabend sehen werden. Trotzdem: Lesen!